Unsere Augsburger Gruppe, bestehend aus dem Subregens und 17 Seminaristen, machte sich nach einem gemeinsamen Mittagessen auf den Weg nach Speyer. Bei unserer Ankunft am Freitagabend wurden wir herzlich empfangen und nahmen an einer bewegenden Vigilfeier in der Seminarkirche teil, die das Leben der heiligen Edith Stein in den Mittelpunkt stellte.
Der Abend bot eine wunderbare Gelegenheit für Begegnungen. Seminaristen aus verschiedenen Regionen Deutschlands kamen zusammen, um sich kennenzulernen, Erfahrungen auszutauschen und bestehende Freundschaften zu pflegen. Die Atmosphäre war geprägt von tiefen Gesprächen und herzlichen Begegnungen, was unseren Gemeinschaftsgeist stärkte und das gegenseitige Verständnis förderte.
Am Samstag begann der Tag mit einer inspirierenden „Conferenza“ zur aktuellen Situation der Priesterausbildung in Deutschland, gehalten von Kardinal Lazarus You Heung-sik, Präfekt des Dikasteriums für den Klerus . Der Kardinal betonte die Bedeutung der Liebe zu Gott und den Menschen als Kern der priesterlichen Berufung und ermutigte uns, trotz aller Herausforderungen mit Freude im Dienst zu stehen. Seine Worte erfüllten uns mit neuer Energie und Zuversicht.
Am Nachmittag erkundeten wir den Speyerer Dom und die historische Innenstadt. Ein Höhepunkt war der Besuch der Überreste der alten jüdischen Gemeinde und Synagoge am Judenhof. Diese Stätte, Teil der SchUM-Stätten und seit 2021 UNESCO-Welterbe, erinnerte uns an das einst blühende jüdische Leben in Speyer. Ein weiteres bedeutsames Erlebnis war der Besuch des Grabes von Helmut Kohl, das uns an die deutsch-französische Freundschaft erinnerte.
Nach der Vesper in der Friedenskirche St. Bernhard genossen wir ein pfälzisch-französisches Abendessen mit Weinprobe. Der Abend war erfüllt von Freude und Geselligkeit, während wir regionale Köstlichkeiten und gute Gespräche genossen. Der Tag endete in besinnlicher Atmosphäre mit einer feierlichen Komplet.
Der Sonntag begann mit einem festlichen Pontifikalamt im Speyerer Dom, das den Höhepunkt des Wochenendes bildete. Bischof Karl-Heinz Wiesemann feierte die Messe zusammen mit Kardinal You und dem Bischof von Chartres, Philippe Christory. Besonders bewegend war die Anwesenheit der Glocke aus dem „Stacheldrahtseminar“ in Chartres, die von den Freiburger Seminaristen mitgebracht wurde. Dieses Seminar, das nach dem Zweiten Weltkrieg deutsche und österreichische Kriegsgefangene zusammenführte, war ein Symbol der moralischen Erneuerung und Völkerverständigung. Die Glocke erinnert an die schwierigen Bedingungen, unter denen das erste Priesterseminar nach dem Krieg wieder aufgebaut wurde.
In seiner Predigt betonte Bischof Wiesemann die Bedeutung der moralischen Erneuerung und der Völkerverständigung, die im Stacheldrahtseminar ihren Anfang fand. Er hob die Notwendigkeit hervor, sich gegen nationalistische und spalterische Tendenzen zu stellen und sich für eine Welt des Friedens und der Versöhnung einzusetzen.
Nach einem abschließenden gemeinsamen Mittagessen, bei dem wir die letzten Stunden in fröhlicher Runde verbrachten, traten wir die Heimreise nach Augsburg an. Dieses Wochenende war für uns eine echte „Seminaristensause“ voller Freude, Gemeinschaft und geistlicher Vertiefung.
Wir sind dankbar für die bereichernden geistlichen Impulse, die intensiven Gebetszeiten und die vielen neuen Begegnungen. Der Seminaristentag hat uns gezeigt, wie wichtig die Gemeinschaft und der gegenseitige Austausch sind. Die Reflexion über die gemeinsamen Erfahrungen hat uns näher zu Gott und zueinander gebracht und wir fühlen uns gestärkt und inspiriert, unseren Weg im Dienst der Kirche fortzusetzen, stets begleitet von der Freude und Liebe, die unser Leben als zukünftige Priester prägen sollen.