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Recollectio: Priester-Sein im Übergang

Referent der diesjährigen Recollectio im Wintersemester 2018/19 war Stadtpfarrer Helmut Haug. Das Thema „Priester-Sein im Übergang“ untermauerte er mit seinen praktischen Erfahrungen in der City-Seelsorge von St. Moritz, Augsburg.

Einleitend zu den drei Vorträgen sprach Dekan Haug über seinen Werdegang und sein über 25- jähriges Wirken und Dasein als Priester. Er machte deutlich, wie sehr unser aller Aufwachsen das (eigene) Sprechen von Gott massiv beeinflusst. In den Einheiten, in denen Stadtpfarrer Haug die Spannungen zwischen jeweils zwei Polen zum Thema machte, ist dieses Sprechen von und mit Gott ausschlaggebend für das individuelle Priester-Sein einer Person in der Gemeinschaft der Kirche.

So muss der Priester in seinem Wirken die Spanne zwischen Klerikalismus und Bedeutungslosigkeit gekonnt ausloten. Sowohl Klerikalismus als auch das Verschwinden in der Bedeutungslosigkeit prangerte der Referent als Probleme innerhalb der Kirche an. Die Identität des Priesters darf weder auf dem einen noch auf dem anderen Fundament stehen, sondern allein auf Christus. Der Priester verrichtet einen Dienst. Von meiner Pfarrei kann keineswegs die Rede sein.
Vielmehr ist es Aufgabe des zölibatär lebenden Pfarrers, den Dienst an der Einheit der Gemeinde zu fördern mit dem Zentrum der Eucharistie, als Grundpfeiler der Pfarrei und seiner priesterlichen Existenz.

Dass jegliche Seelsorge die Spannung zwischen dem Festhalten an bewährten Strukturen und dem Bewältigen alltäglicher Herausforderungen mit Hilfe neuer Konzepte birgt, machte Pfarrer Haug in seinem zweiten Vortrag deutlich.

Eine große Aufgabe für die Kirche sieht er darin, den Menschen einen Raum zu geben, damit sie Gott erfahren können. Wohlwollen dem anderen gegenüber und die Bereitschaft, auch in der Pastoral Wagnisse einzugehen, sind in diesem Zusammenhang essentiell.
„Löscht den Geist nicht aus“ (1 Thess 5,19) ist in dieser Herausforderung der mahnende Ausruf des Hl. Paulus.
Das Stichwort heißt Gastfreundschaft. Offene Kirchen, Kunst und Musik als Möglichkeiten, kirchenfremde Menschen anzusprechen und Gesprächspastoral sind einige Charakterzüge, die gerade die Passantenpastoral von St. Moritz prägen. Aber auch die klassischen Gemeindestrukturen sind in der Citypastoral in der Augsburger Innenstadt vorhanden und tragen ihren wertvollen Beitrag zum Gemeindeleben bei.

In der Nacht auf Sonntag konnte jeder von uns seine Gedanken sammeln und in der Nachtanbetung vor den Herrn im allerheiligsten Altarsakrament tragen.

Das Priester-Sein zwischen Wahrheitsanspruch und Pluralismus umrahmte Stadtpfarrer Haug mit den zu dieser Zeit häufig gesungenen Worten aus dem Gottesloblied Nr. 258:
„Er ist der Weg, auf dem wir gehen, die Wahrheit, der wir trauen.“

Als Christen stehen wir in der Realität des Pluralismus. Und doch sehen wir Christus selbst als die Wahrheit an. Deswegen ist es unabdingbar, an dieser Wahrheit festzuhalten – Christus treu zu bleiben. Eine Spannung, der man in der Pluralität einer Pfarrei als Seelsorger gerecht werden muss.
Eine Sammlung im Dialog ist primäres Ziel. „Alle sollen eins sein.“ (Joh 17,21)

Hierfür gab der Referent die Gewissheit als Stütze, dass Christus stets vor uns da ist. Seine Präsenz ist das Entscheidende. Der wirkende Priester ist dann schlichtweg Werkzeug und Diener. So ist es legitim und notwendig, sich als Priester hinterfragen zu lassen und sich selbst stehts der Selbstreflexion zu unterziehen.

 

Die Recollectio mündete dann am Sonntag in die Feier der heiligen Eucharistie, der Quelle und dem Höhepunkt allen priesterlichen „Da-Seins“.
An dieser Stelle sei Dekan Helmut Haug nochmals ein herzliches Vergelt´s Gott zugesprochen und Gottes Segen für das Wirken in der City-Seelsorge St. Moritz, Augsburg.

13.01.2019