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Kursfahrt nach Schweden

Vom 21. bis 28. September war der 5. Kurs zusammen mit Subregens Albert Wolf unterwegs auf Kursfahrt nach Stockholm. Die gemeinsame Woche in Schwedens Hauptstadt bot die Möglichkeit, die Kursgemeinschaft zu vertiefen und ein für alle neues Land zu entdecken.

Die Unterkunft war eine mehr als glückliche Wahl: im Kloster der Birgittinnen in Djursholm am Rande von Skandinaviens Metropole wurden wir sehr herzlich aufgenommen – und zur Freude des Subregens auf Italienisch empfangen: die Gemeinschaft wurde nach der alten Ordenstradition der Hl. Birgitta von Schweden in der 1. Hälfte des 20. Jhd.s von der 2016 heiliggesprochenen Schwedin Elisabeth Hesselblad wiederbegründet und hat neben den Niederlassungen in Schweden und in Rom seit einigen Jahren auch in Bremen eine Gemeinschaft.

Nicht nur das gute Essen sorgte dort für unser Wohlergehen. Die indische Priorin der Kommunität ließ uns auf liebenswürdige und herzhafte Weise wissen: ihr seid hier willkommen! In der Hauskapelle des Klosters konnten wir die Woche über schöne Gottesdienste feiern.

Das Reiseprogramm war bunt gemischt: In Stockholm, das sich wunderschön über 14 Inseln zwischen Mälarsee und Ostsee erstreckt, besichtigten wir die Altstadt Gamla Stan, das Königliche Schloss inklusive Wachablösung und Schloss Drottningholm, wo die schwedische Königsfamilie zuhause ist (wobei wir Königin Silvia nicht zu Gesicht bekamen). Wir besuchten das Vasamuseum und das ABBA-Museum. Im Freilichtmuseum Skansen, wo historische Gebäude aus allen Landesteilen Schwedens und die Vielfalt der skandinavischen Tierwelt gezeigt werden, bekamen wir dann auch einen echten Elch zu Gesicht! Wir hatten schließlich auch ein Treffen mit P. Klaus Dietz SJ, der Priester in der katholischen Pfarrei St. Eugenia, der größten und ältesten Stockholms und Schwedens, ist. Er berichtete uns aus der Geschichte der Pfarrei und betonte, dass sich die katholische Gemeinschaft, die in Schweden 1,1 % der Gesamtbevölkerung ausmacht und sich aus Menschen aus über 90 Herkunftsländern zusammensetzt, besonders durch die Sakramentenrealität, das lebendige Gebet und die mystische Dimension des Glaubens im protestantischen oder säkularen Umfeld abhebe.

Bei einem Ausflug in das nahegelegene Städtchen Sigtuna, der ältesten Stadt Schwedens, das heute mit seinen hübschen Holzhäusern viele Besucher anlockt, erkundeten wir die Wurzeln des Christentums in Schweden. Die Stadt, um 980 gegründet, war Sitz von König Olof Skötkonung, des ersten christlichen Herrschers Schwedens. Seit dem 11. Jht. war Sigtuna dann Bischofssitz und noch heute sind dort die steinernen Reste der ältesten Kirchen des Landes zu besichtigen. Die heute noch als evangelische Pfarrkirche von Sigtuna genutzte Marienkirche aus dem 13. Jhd. war dagegen ursprünglich Teil eines Dominikanerklosters.

In Uppsala, ca. eine Autostunde von Stockholm entfernt, Schwedens viertgrößter Stadt und bekannt für seine traditionsreiche Universität, erfuhren wir auf einem Stadtrundgang mit Anna Nick, die für das Bonifatiuswerk in Uppsala tätig ist, viel Wissenswertes und besichtigten den gotischen Dom St. Erik, das größte Gotteshaus Skandinaviens, wo die Reliquien des Hl.Erik aufbewahrt werden. In der Universitätsbibliothek bestaunten wir die sog. „Silberbibel“ oder Codex Argenteus aus dem 6. Jhd., das wohl wertvollste Buch Schwedens: es handelt sich um eine Abschrift der gotischen Wulfilabibel. Ebenso besuchten wir in Uppsala das Newman-Institut der Jesuiten. Es ist die einzige katholische Hochschule für Theologie und Philosophie im Norden, besteht seit 2001 und wurde 2010 staatlich anerkannt. Sehr spannend war für uns das Treffen mit dessen Leiter P. Philip Geister SJ. Er berichtete uns über die Situation der Ökumene und die Rolle der Katholischen Kirche und Theologie: Diese sei in Schwedens Gesellschaft als ernsthafte und intellektuelle Stimme gefragt und angefragt. Dabei erfülle das Newman-Institut nicht bloß einen akademischen, sondern ebenso einen apostolischen Auftrag. Dass die katholische Kirche in Schweden trotz ihrer Lage als Minderheit und eingeschränkter Mittel eine sehr lebendige und aktive Gemeinschaft bilde, liege auch daran, so P. Geister, dass sie auf weniger gesellschaftliche und strukturelle Vorgaben Rücksicht zu nehmen brauche.

Auch wenn zum Leidwesen des Subregens der Katthult-Hof von Michel auf unserer Reise nicht mehr besucht werden konnte, so war die Suche nach einem Kursbild letztlich erfolgreich. Und wenn Papst Franziskus in Kürze anlässlich des Reformationsjubiläums nach Schweden reist, dann wissen wir: das Land ist eine Reise wert!

 

05.10.2016