Bist Du berufen?

Recollectio-Wochenende

Den Seminar- und Studienalltag für eine kurze Zeit unterbrechen und sich eine intensive Zeit der geistlichen Einkehr in der Stille zu ermöglichen – das ist kurz gefasst der Sinn einer Recollectio. „Der Priester als Seelsorger – eine Zugabe oder der eigentliche Sinn des Priestertums?“ – unter diesem geistlichen Leitmotiv stand die Recollectio im Sommersemester 2016.

In drei Betrachtungen (jeweils mit: Biblischer Impuls, Beispiele aus der priesterlichen Seelsorge und Einordnung im Geistlichen Leben) beleuchtete Pfarrer Rupert Ebbers mit uns diese Dimension des Priestertums: Seelsorger sein. Dabei entfaltete er seine Ausführungen anhand der drei göttlichen Personen: Gott dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist.

Gott - Vater: so wie sich Jahwe dem Mose in Ex 3,14f. als der „Ich-bin-da“ offenbart und damit seine Präsenz seinem Volk zusagt, so soll auch die Präsenz des Priesters als Seelsorger mitten unter den Menschen gelten. Der Priester soll als Seelsorger das Da-sein Gottes für den Menschen repräsentieren.

Gott - Sohn: das „Ich-bin-da“ des Vaters wird in Jesus Christus ein Mensch und zu einem ansprechbaren „Du“. Der „Immanuel – Gott ist mit uns“ (Mt 1,23) sagt uns zu: „Ich bin bei euch, alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,20). Das Leben Jesu ist ein Leben in der Proexistenz: in dem Leben für Gott und für die Menschen. Dieses Für-Sein Jesu gilt in der Proexistenz des Priesters als Seelsorger für die Menschen.

Gott - Heiliger Geist: es ist der Beistand, den der Vater im Namen Christi uns senden wird (vgl. Joh 14,26). In diesem In-uns-Sein Gottes, des Heiligen Geistes, wird die Hingabe des Priesters als Seelsorger in den Beziehungen mit den Menschen sichtbar.  

Die Präsenz des Vaters, das Für-Sein Christi und das In-uns-Sein des Heiligen Geistes – hier werden die Grunddimensionen des Priesters als Seelsorger verdeutlicht und als klarer Sinn des Priestertums herausgestellt.

Zur Recollectio gehört traditionsgemäß die Nachtanbetung. Von Samstag auf Sonntag wurde das Allerheiligste in der Seminarkirche ausgesetzt. So lud der Herr uns ein, ihm zu begegnen und an seiner Präsenz teilzuhaben. Höhepunkt und Abrundung der geistlichen Einkehr bildete die Hl. Messe am Dreifaltigkeitssonntag.

Wir danken Herrn Pfarrer Ebbers für sein Kommen und seine geistlichen Impulse. Aufgrund seiner vielfältigen persönlichen Erfahrungen aus der Seelsorge konnte er uns sehr praxisnahe Erfahrungen vermitteln und die Freude an der Seelsorge verstärken.

Wir wünschen ihm weiterhin viel Freude und Kraft in seinen Aufgaben und Gottes reichen Segen.

Pfarrer Rupert Ebbers ist seit 2010 Pfarrer und Leiter der Pfarreiengemeinschaft Kempten-West sowie seit 2009 im Team der Priesterseelsorger der Diözese Augsburg.

24.05.2016