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Werkwoche „Sozialstaat und Sozialpolitik“

„Zu einer besseren Welt trägt man nur bei, indem man selbst jetzt das Gute tut, mit aller Leidenschaft und wo immer die Möglichkeit besteht.“ (Papst Benedikt XVI.) Die dem diesjährigen Studienjahr vorangehende Werkwoche hatten wir unter das Motto „Sozialstaat und Sozialpolitik“ gestellt.

Eine Woche lang beschäftigten wir uns intensiv mit dem gerade in unserer modernen Zeit so wichtigen Thema der sozialen Gerechtigkeit. Den Auftakt bildete die erste gemeinsame Vesper, der in diesem Studienjahr zusammenlebenden Hausgemeinschaft des Priesterseminars. Caritasdirektor Pfarrer Dr. Andreas Magg führte uns dann mit der Enzyklika „Deus Caritas est“ in das Thema ein. Seiner Meinung nach hat Papst Benedikt XVI. in seinem ersten Apostolischen Schreiben die kirchliche Soziallehre ganz neu als Theologie gelesen und durch diesen qualitativen Sprung die Bedeutung der Offenbarung für die Soziallehre neu erschlossen. Die weitere Beschäftigung mit der Caritas in Politik und Gesellschaft wurde uns ermöglicht durch verschieden Vorträge wie z.B. „Die Entwicklung der sozialen Arbeit in Deutschland und die Rolle der Wohlfahrtsverbände“, „Gesellschaftspolitische Entwicklungslinien vom fürsorgenden zum aktivierenden Sozialstaat“ und „Die Landschaft der kirchlichen Caritas in der Diözese Augsburg. Wer bewegt sich noch in diesem Feld?“  Gesprächspartner war uns dabei Herr Dietmar Bauer vom Diözesancaritasverband Augsburg.

Es ging jeweils um die zentrale Frage der Sozialpolitik, wie eine soziale Gerechtigkeit gewährleistet werden kann. Staatlicherseits wird dies durch eine distributive Politik, die rein auf die Verteilung von staatlichen Leistungen gerichtet ist, durch eine regulative Politik mittels Geboten und Verboten und schließlich durch eine Infrastruktur- und Dienstleistungspolitik versucht. Im kirchlichen Bereich spielt dagegen die Sozialraumorientierung eine zentrale Rolle, bei der es nicht in erster Linie darum geht Einzelpersonen mit pädagogischen Maßnahmen zu verändern, sondern Lebenswelten so zu gestalten und Verhältnisse zu schaffen, die es Menschen ermöglichen, besser in schwierigen Lebenslagen zurechtzukommen. Beim Besuch des Caritasverband für die Stadt und den Landkreis Augsburg e.V. wurde die Sozialraumorientierung ganz konkret. Dort konnten wir erfahren, wie die Caritas agiert und wie sie die Anliegen der Menschen, die in Krisen- und Notsituationen sind, ernst nimmt und gemeinsam mit ihnen vor Ort nach Lösungen sucht, z.B. bei Schulden- und Insolvensproblemen, bei psychischen Erkrankungen oder auch bei Alkoholproblemen.

Sehr deutlich wurde immer wieder, dass zum Wesen des katholischen Glaubens der Dienst am Menschen gehört. Die Not eines Menschen ist kein Schicksal, dem ein Mensch alleine überlassen werden darf, sondern eine Herausforderung und Aufgabe für die christliche Gemeinschaft. Aus diesem Grund zählt seit jeher der helfende Dienst am Mitmenschen zu den entscheidenden Grunddiensten der Kirche. Hier wird gelebter Glaube durch die Tat sichtbar.

Den Abschluss bildeten Zukunftsthemen, pastorale Handlungsansätze, Lebenswelt- und Sozialraumorientierung, die uns anhand von konkreten Beispielen aus der Diözese wie vernetzte Nachbarschaftshilfen Landkreis Neuburg, Inklusionsprojekt Graben und Familienzentrum Kempten aufgezeigt wurden. 

04.10.2013