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Vortrag: Staatsleistungen an die Kirche

"Keine staatlichen Leistungen mehr für die Kirchen!" Diese oder ähnliche Forderungen werden gerade in jüngster Zeit wieder verstärkt von Vertretern unterschiedlicher Parteien und politischen Gruppierungen laut.

"Keine staatlichen Leistungen mehr für die Kirchen!" Diese oder ähnliche Forderungen werden gerade in jüngster Zeit wieder verstärkt von Vertretern unterschiedlicher Parteien und politischen Gruppierungen laut. Die Aktualität dieser Thematik hat unter anderem dazu geführt, dass sich die Hausgemeinschaft des Priesterseminars St. Hieronymus mit solchen Fragen auseinander setzen wollte. Aus diesem Grund wurde Herr Prof. Dr. Karl Hausberger, der bis 2009 an der Universität Regensburg den Lehrstuhl für Kirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit innehatte, zu einem abendlichen Vortrag eingeladen. Der Referent erörterte dabei in sehr anschaulicher Weise, welchen historischen Ursprung die verschiedenen Staatsleistungen an die Kirche haben und dass solche finanzielle Zuwendungen von Subventionen streng zu unterscheiden sind. Demnach gründen sich Staatsleistungen auf Rechtsgrundlagen, welche in der Vergangenheit liegen. Meist handelt es sich dabei um die Tilgung von Staatsschulden. Subventionen dagegen werden für die Erfüllung zukünftiger Aufgaben entrichtet, für welche grundsätzlich der Staat in der Verantwortung steht. Nun haben vor allem die Geschehnisse rund um die Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts haben dazu geführt, dass die Bistümer und auch viele Ordensgemeinschaften den größten Teil ihres materiellen Besitzes abgeben mussten und auch in Bezug auf die eigene Verwaltung ihre Eigenständigkeit verloren haben. Um diese Enteignungen wenigstens in Teilen wieder auszugleichen, werden bis heute von Seiten des Staates an die Katholische Kirche in verschiedenen Bereichen finanzielle Leistungen in unterschiedlicher Höhe entrichtet. Dass es sich dabei lediglich um Wiedergutmachungen für begangenes Unrecht handelt, ist für die meisten Menschen nicht einsichtig, so Prof. Dr. Hausberger. Am Ende seiner Ausführungen bestand noch die Möglichkeit Fragen an den Referenten zu richten, welches von Seiten der Seminaristen auch sehr intensiv genutzt wurde. Im Besonderen die Frage nach der gesellschaftlichen Akzeptanz und der Vermittlung der Staatsleistungen in unserer Zeit wurden kontrovers diskutiert.

28.04.2012